Unsere Philosophie
Wir glauben, dass die Menschheit an der Schwelle zu einer neuen Epoche der menschlichen Zivilisation steht. Rückblickend lässt sich die Geschichte der Menschheit in die Epochen Vor- und Frühgeschichte, Antike, Mittelalter und Neuzeit, an deren Ende wir gerade stehen, gliedern.
Die Neuzeit ist charakterisiert durch technische Errungenschaften als Folge wissenschaftlicher Erkenntnis, womit schließlich das Industriezeitalter entstehen konnte. Die Industrialisierung brachte gravierende wirtschaftliche, soziale, politische, religiöse bzw. weltanschauliche ja sogar geologische und klimatische Veränderungen mit sich. Die entscheidende soziale Veränderung besteht darin, dass in den Industriestaaten breitere Bevölkerungsschichten in die Lage kamen, sich einen relativen Wohlstand zu erarbeiten. Damit ist auch der Zugang zu Information und Bildung für fast alle Bürger möglich geworden. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass sich der Einzelne seiner Bedeutung und seiner Verantwortung als Teil des Ganzen bewusst werden kann. Diktatorische Regimes müssen kapitulieren, wenn das Volk zu der Erkenntnis kommt: "Wir sind das Volk". Großunternehmen müssen schließen, wenn ihre Produkte beim Verbraucher keine Akzeptanz mehr finden.
Die gravierendste Veränderung als Folge der Industrialisierung ist aber wohl die der sogenannten "Umwelt". Zum einen spielt hier die großmaschinelle Landnutzung (Land- und Forstwirtschaft, Bergbau) mit ihrem rasanten Flächenverbrauch und der damit einhergehenden Waldvernichtung und Bodendegeneration eine besondere Rolle. Zum anderen ist die Emission von Schadstoffen im Zuge industrieller Produktion zu nennen. Das Ergebnis ist eine weltweite dramatische Gefährdung der Artenvielfalt. Neueste Erhebungen gehen davon aus, dass die derzeitige Aussterberate von 3 bis 130 Arten pro Tag um den Faktor 100 bis 1000 über dem natürlichen Wert liegt (wwf). Die Weltmeere sind von dem größten Massensterben seit 55 Millionen Jahren bedroht (Forscherbericht).
Das Ende des Zeitalters der Neuzeit ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass wir mittlerweile die rasante Zerstörung unserer natürlichen Umwelt als Folge der Errungenschaften aus der Industrialisierung erkennen. Wir stehen deshalb an der Schwelle zu einer neuen Epoche, weil wir jetzt zwei Möglichkeiten haben: entweder ziehen wir die Konsequenzen aus unserer Erkenntnis und stoppen die Zerstörung unserer natürlichen Umwelt, oder wir bleiben passiv und sehen zu, wie unsere Lebensgrundlage und schließlich wir selbst zu Grunde gehen. Doch wie können wir die Zerstörung unserer Umwelt stoppen, was ist bei der Industrialisierung falsch gelaufen? Die Antwort auf diese Frage ist sicherlich vielschichtig und es gibt aus jeder Perspektive, sei es aus der sozialen, politischen, wirtschaftlichen oder philosophischen bereits zahlreiche Antworten. Zweifellos aber liegt eine der bedeutendsten Fehlentwicklungen der Industrialisierung in der Entstehung von Abfall und seiner weiteren Verwendung bzw. Nicht-Verwendung.
Zu Beginn der Industrialisierung wurde ein Großteil aller Abfälle, seien es häusliche oder industrielle in die Flüsse geleitet. Mitte des 19. Jahrhunderts war z.B. die Themse so stark verschmutzt, dass sich Kinder einen Spaß daraus machten, brennende Fackeln ins Wasser zu werfen, weil dann meterhohe Stichflammen durch aufsteigendes Methan aufloderten. Abfälle aus industrieller Produktion wurden in der Vergangenheit bedenkenlos deponiert oder verbrannt und chemische Zersetzungsprodukte gelangten so in das Grundwasser und in die Atmosphäre. Heute treibt ein gigantischer Strudel aus Plastikmüll in der Größe Mitteleuropas im pazifischen Ozean (greenpeace.org).
Teile der Politik, wie z.B. die europäische Kommission haben das Problem erkannt und bereits Lösungswege aufgezeigt. Die entscheidenden Stichworte heißen "Kreislaufwirtschaft" und "Nachhaltigkeit". Es muss in absehbarer Zeit gelingen:
- alle Stoffströme bei Herstellungsprozessen von Produkten im Kreislauf zu führen.
- Abfallstoffe dürfen erst gar nicht anfallen oder sie müssen zu 100 % wiederverwertet werden.
- Produkte müssen, sofern ihr Eintrag in die Umwelt nicht verhindert werden kann, biologisch abbaubar sein.
- Ressourcen dürfen nur in der Menge verbraucht werden, in der sie im Zeitraum des Verbrauchs auch wieder entstehen können.
Vorbild und Orientierung bietet uns dabei die Natur. Bestimmte Stoffkreisläufe sind von der Natur vorgegeben. Wir Menschen sind Teil dieses Stoffkreislaufes und müssen uns darin integrieren. Dies betrifft auch unsere Verdauungsprodukte: sie enthalten die Nährstoffe und Spurenelemente, die zuvor den Böden mit den Ernteprodukten der Landwirtschaft entzogen wurden und müssen den Böden deshalb wieder zurückgeführt werden. Auch die organische Substanz ist für die Fruchtbarkeit der Böden von zentraler Bedeutung. Wie wichtig die Nutzung von Sekundärrohstoffdüngern ist, wird deutlich wenn man sich vergegenwärtigt, dass ein für das Pflanzenwachstum unentbehrlicher Nährstoff wie Phosphor in seiner Verfügbarkeit begrenzt ist. Verschiedene Studien schätzen, dass die weltweiten Phosphorreserven beim gegenwärtigen Verbrauch in fünfzig bis zweihundert Jahren vollständig erschöpft sein werden.
Wir alle sollten versuchen, natürliche Stoffkreisläufe wiederherzustellen, sofern dies möglich ist und wir sollten mit dem ältesten Stoffkreislauf - dem Nährstoffkreislauf - beginnen. Sofern andere Stoffe (z.B. Chemikalien) in diesen Stoffkreislauf eingeschleust werden, muss die Quelle des Eintrages ermittelt und der Eintrag so weit wie möglich reduziert werden. Dabei kann und muss jeder mitmachen:
die Politik muss die rechtlichen Grundlagen schaffen, damit Forderungen durchgesetzt werden können. Jeder Einzelne muss sich darüber informieren, welchen Beitrag er leisten kann, d.h. welche Produkte er verwenden kann, welche Stoffe wie entsorgt werden können. Jeder Unternehmer muss seine Produktionsweise an der Kreislaufwirtschaft ausrichten. Jeder Klärwerksbetreiber kann versuchen, das Prinzip der Kreislaufwirtschaft konsequent umzusetzen.
Im Zeitalter des world-wide-web, des weltweiten Informationsaustausches kann es gelingen, durch das Engagement jedes Einzelnen den Weg in eine Epoche der nachhaltigen Kreislaufwirtschaft zu ebnen.